Eine lange und ereignisreiche Saison geht für die Raiffeisen Fivers zu Ende. Eine Saison, die viele Höhe, manche Herausforderung und einige Premieren mit sich brachte. Grund genug, um Manager Thomas Menzl zum Interview zu bitten. In seinem ersten ausführlichen Gespräch nach dem Anfang Mai erlittenen Herzinfarkt spricht der Fivers-Macher über die bislang erfolgreichste Spielzeit in der Vereinsgeschichte, die beeindruckende Bilanz der Young Fivers, das österreichische Nationalteam und gibt einen Ausblick auf die kommende Saison 2014/15…
Fivers-HLA-Magazin: Hallo Thomas! Die wichtigste Frage gleich zu Beginn: Wie geht es dir?
Thomas Menzl: “Danke, schon wieder sehr gut. Natürlich war dieser Infarkt Anfang Mai ein Schock für mich und ein Ereignis auf das ich natürlich nicht vorbereitet war. Insofern war es auch nicht einfach für mich, diese Reaktion meines Körpers anzunehmen. Auch wenn es komisch klingt, aber ich kann der Situation mittlerweile auch viel Positives abgewinnen. So habe ich zum Beispiel mit dem Rauchen aufgehört.
Derzeit bin ich auf Kur und habe verschiedene Therapien, Untersuchungen, Seminare, etc. Generell bin ich schon wieder voller Tatendrang und freue mich auf die kommenden Wochen und Monate.
Ich möchte diese Gelegenheit aber auch nutzen und mich bei allen bedanken, die sich um mich gesorgt haben bzw. mir Genesungswünsche haben zukommen lassen. Diese große Anteilnahme und dieser Zuspruch von allen Seiten hat mir sehr viel Kraft gegeben und mich ehrlich gefreut.“
Fivers-HLA-Magazin: Das ist schön zu hören, dass du dich weiterhin auf dem Weg der Besserung befindest! Unmittelbar nach deinem Herzinfarkt haben die Raiffeisen Fivers im HLA-Halbfinale Lokalrivalen Westwien mit 2:0-Siegen ausgeschalten, danach im Finale gegen Hard aber knapp den kürzeren gezogen. Mit welchem Gefühl blickst du auf die entscheidenden Wochen der HLA zurück?
Thomas Menzl: „Nicht nur für mich persönlich, sondern für den gesamten Verein war es eine super Sache nach zwei stimmungsvollen Halbfinalspielen erneut ins HLA-Finale einzuziehen. Andererseits tut es natürlich weh, im Finale zu verlieren. Aber Niederlagen gehören einfach zum Sport dazu. Wir werden also das tun, was wir in einer solchen Situation immer getan haben: Analysieren, aufstehen, weiter arbeiten.“
Fivers-HLA-Magazin: Ihr seid mit dem Ziel in die Saison gestartet, mit dem HLA-Team einen Titel (ÖHB-Cup oder Meisterschaft) zu holen. Dieses Ziel wurde zwar verpasst, aber immerhin stehen zwei Finalteilnahmen und der Gewinn des HLA-Supercups zu Buche. Wie fällt deine Saisonbilanz aus sportlicher Sicht aus?
Thomas Menzl: „Wir haben uns vor der Saison ganz bewusst sehr hohe Ziele gesteckt. Alles andere wäre als damals amtierender Cupsieger und Spitzenklub der letzten Jahre aus meiner Sicht auch absurd gewesen. Jetzt am Ende der Saison müssen wir sachlich festhalten: Wir haben diese Ziele knapp – aber doch – verfehlt. Fakt ist, dass es heuer mit Hard ein Team gab, das eine sehr gute Saison gespielt hat und über die gesamte Spielzeit betrachtet besser als die neun anderen HLA-Vereine war. Natürlich hat Hard andere finanzielle Möglichkeiten als wir, aber das Double holt man trotzdem nicht einfach so. Daher unser ehrlicher Glückwunsch nach Hard.
Aber auch wenn wir unsere Ziele auf dem Papier nicht erreicht haben, sind wir mit der HLA-Saison dennoch zufrieden. Alles andere wäre auch vermessen. Immerhin waren wir „Best of the rest“, haben viele tolle Spiele gezeigt, zwei Finali erreicht, den HLA-Supercup gewonnen und vor allem ist es uns gelungen, einige junge Spieler – früher als gedacht – in das HLA-Team einzubauen.“
Fivers-HLA-Magazin: Damit sprichst du wohl Spieler wie Tobi Wagner oder Niko Bilyk an. Wie bist du generell mit der Entwicklung der jungen Spieler zufrieden?
Thomas Menzl: „Extrem zufrieden. Niko und Tobi sind ja nur die Spitze des Eisberges. Viele junge Spieler haben sich im Laufe der abgelaufenen Saison phantastisch entwickelt und in der HLA bzw. in der HBA viel Verantwortung übernommen. Ich denke nicht nur an Niko Bilyk und Tobi Wagner, sondern auch an Spieler wie Markus Bezucha, Nikola Aljetic, Mathias Nikolic, Kristian Pilipovic, Thomas Seidl, Lukas Müller und viele andere.“
Fivers-HLA-Magazin: Du hast das HBA-Team, also unsere Mannschaft in der zweiten österreichischen Leistungsstufe, schon angesprochen. In ihrer Premierensaison hat es das HBA-Team geschafft, die Klasse zu halten. Welche Rolle spielt das HBA-Team im Hinblick auf die Entwicklung der jungen Fivers-Spieler?
Thomas Menzl: „Wir sind davon überzeugt, dass es absolut die richtige Entscheidung war, mit unseren jungen Spielern in der HBA zu starten. Retrospektiv betrachtet würde ich sogar von einem Meilenstein für unseren Verein sprechen. Auch wenn, das gebe ich gerne zu, die damit verbundenen Anstrengungen größer als gedacht waren und der organisatorische Aufwand enorm ist, hat es sich das „Projekt HBA“ schon jetzt voll ausgezahlt.“
Fivers-HLA-Magazin: Inwiefern waren die mit dem HBA-Projekt verbundenen Anstrengungen „größer als gedacht“?
Thomas Menzl: „Naja, man denke nur an die simple Frage: Welcher Spieler spielt wann in welchem Team? Immerhin haben wir nun mit HLA, HLA U20, HBA und HBA U20 an jedem Spieltag vier Teams mit insgesamt 40 bis 50 Spieler zu „befüllen“. Das verlangt enorm viel Planung im sportlichen Bereich, zumal wir in dieser Saison durch Verletzungen zumeist arg gebeutelt waren und wöchentlich die einzelnen Teams neu zusammenstellen mussten. Dazu kommt, dass wir mit dem HBA-Team gewissen Beschränkungen unterliegen (zum Beispiel keine ausländischen Spieler einsetzen dürfen), denen unsere Konkurrenten in der HBA nicht unterliegen.
Nichts desto trotz sind wir mit der ersten Saison sehr zufrieden, zumal wir in allen Bereichen (Trainer, Organisation, Spieler) viel gelernt haben. Vor allem aber haben wir sportlich enorm von dieser neuen Situation profitiert als wir etwa im HLA-Team viele Verletzungen zu beklagen hatten und Spieler wie Mathias Nikolic oder Lukas Müller aus der HBA raufziehen konnten. Nicht zuletzt aufgrund ihrer Erfahrung in der HBA konnten uns diese Spieler dann in der HLA ohne Eingewöhnungsphase sehr kurzfristig helfen.“
Fivers-HLA-Magazin: Dafür mussten sich die Fivers in der U20 heuer sowohl in der HLA als auch in der HBA jeweils mit dem dritten Platz begnügen. Das ist für einen HLA-U20-Serienmeister doch eher enttäuschend?
Thomas Menzl: „Nein, überhaupt nicht. Gerade unsere Spieler der Jahrgänge `96 bis `98 (also unsere U15, U16, U17) haben von unserem HBA-Projekt am meisten profitiert, weil sich sich eben in der HLA U20 bzw. HBA U20 mit deutlich älteren Spielern messen konnten. Unter diesen Umständen sind auch die beiden dritten Plätze in den jeweiligen U20-Bewerben überhaupt keine Enttäuschung, sondern vielmehr die logische Konsequenz unserer Entscheidung, quasi mit einer U15/U16 in der HBA-U20 und mit einer U16/U17/U18 in der HLA-U20 anzutreten.“
Fivers-HLA-Magazin: Würdest du also sagen, die fünf österreichischen Meistertitel im Nachwuchsbereich (U12, U14, U15, U16 und U18) und der erneute Gewinn des HLA-Nachwuchspreises sind ein Beweis dafür, dass gerade die Young Fivers sehr von der zusätzlichen Erfahrung in HLA-U20, HBA und HBA-U20 profitiert haben?
Thomas Menzl: „Ja, auf jeden Fall. Fünf Jugendmeistertitel – das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Eigentlich dachten wir, dass wir die Saison 2012/13 hinsichtlich der Erfolge im Nachwuchsbereich vielleicht nie wieder toppen können und dann gelingt uns das schon in der darauffolgenden Saison. Das ist schon unglaublich. Besonders beeindruckt mich dabei, mit welcher Energie unser Trainer jedes Jahr ans Werke gehen. Egal ob der Michi Prendinger, der unseren Minis den Spaß am Handball vermittelt oder Christoph Gamper in der U18/U20 – all unsere Trainer leisten phantastische Arbeit!
Fivers-HLA-Magazin: In der öffentlichen Aufmerksamkeit zählt natürlich das Abschneiden des HLA-Teams am meisten. Aber wenn man bedenkt, dass das HLA-Team Vize-Meister wurde, im ÖHB-Cup im Finale stand, Anfang der Saison den HLA-Supercup gewonnen hat und die Fivers-Jugendabteilung ganze fünf österreichische Meistertitel gefeiert hat, muss man dann nicht eigentlich von der erfolgreichsten Saison der Fivers aller Zeiten sprechen?
Thomas Menzl: „Das kann man auf jeden Fall so sagen, ja. Ich kann nur allen Spielern und Trainern ganz herzlich zu dieser Saison gratulieren. Gleichzeitig möchte ich auch bei dieser Gelegenheit allen Eltern, Familien, Sponsoren, Partnern, dem Vorstand, unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern, der gesamten medizinischen Abteilung, etc danken! Ohne ihre Unterstützung wären diese Erfolge schlicht unmöglich.“
Fivers-HLA-Magazin: Und wir haben den Eindruck, dass auch eure Fans diese erfolgreiche Saison durchaus goutiert haben.
Thomas Menzl: „Ja, diesen Eindruck kann ich nur bestätigen. Wir hatten diese Saison ein deutliches Zuschauerplus zu verzeichnen. Das freut uns natürlich sehr, denn unsere Fans tragen mit ihrem tollen Support natürlich auch ganz entscheidend zu unseren Erfolgen bei. Und wir werden weiterhin daran arbeiten, dass die Stimmung bei unseren Heimspielen in der Sporthalle Margareten höllisch gut ist.
Fivers-HLA-Magazin: Aber auch abseits des sportlichen Geschehens tut sich bei den Fivers einiges. Neben den schon traditionellen Veranstaltungen wie der „Raiffeisen Handball Kids Olympiade“ oder dem Event „Die Fivers kommen zu dir gab es auch einige neue Aktionen und Projekte wie dem „Fivers Lern- und Förderclub“. Wie sieht diesbezüglich die erste Zwischenbilanz aus?
Thomas Menzl: „Die betreuten Lernnachmittage im Rahmen des Lern- und Förderclubs sind ein echter Meilenstein für uns als Verein und entsprechen ganz unserer Philosophie, mehr als nur ein Handballclub zu sein. Anfangs hat es etwas gedauert bis das Angebot der gratis Lernnachmittage angenommen wurde. Mittlerweile erfreut sich der Lern- und Förderclub aber großer Beliebtheit, sodass wir eine sehr positive Zwischenbilanz ziehen können. Uns es freut uns natürlich sehr, dass wir dank unseres neuen Partners ARA – Altstoff Recycling Austria ab Herbst unseren Nachwuchsspielern sogar an drei Nachmittagen den Lern- und Förderclub kostenfrei zur Verfügung stellen können.“
Fivers-HLA-Magazin: Mit welchen Zielen werden die Fivers in die Saison 2014/15 gehen?
Thomas Menzl: „Das ist jetzt noch schwer zu sagen, insbesondere weil die wirtschaftlichen Zeiten nicht gerade einfach sind. Aber unser Vorstand sowie unser Kuratorium sind hoch motiviert und kämpfen sehr darum, dass wir auch in der kommenden Spielzeit in allen Bereichen gut aufgestellt sein werden.
In der HBA wird das Ziel sein, die Klasse zu halten. Das wird schwer genug, zumal wir mit weiteren Beschränkungen hinsichtlich unseres Kaders von Seiten der Liga zu kämpfen haben. Bezüglich des HLA-Teams kann man davon ausgehen, dass wir kommende Saison mit einem (noch) jüngeren Team antreten werden. Wir werden mit Sicherheit keinen neuen Spieler holen können, sondern werden allfällige Abgänge intern nachbesetzen. Unser primäres Ziel wird daher die Entwicklung der Mannschaft und der einzelnen Spieler sein. Aber natürlich wollen wir auch nächsten Jahr bei der Titelvergabe ein Wörtchen mitreden.“
Fivers-HLA-Magazin: Am Ende der Saison hat unser Herren-Nationalteam mit der erfolgreichen WM-Qualifikation gegen Norwegen noch für ein echtes Highlight gesorgt. Wie wichtig ist ein solcher Erfolg für den Handballsport in Österreich?
Thomas Menzl: „Diese Leistung, zwei Mal in Folge aus eigener Kraft ein Großereignis zu erreichen, kann man gar nicht hoch genug einordnen. Vor allem, weil diese Qualifikation gegen das traditionelle Handballland Norwegen gelungen ist und das Team von Patti Johannesson sich sehr verdient durchgesetzt hat. Dieser Erfolg ist sicher das Produkt harter Arbeit von allen Spielern, dem Trainerteam, dem österreichischen Handballbund und letztlich auch der Vereine in Österreich. Wir können wirklich alle stolz auf dieses Team sein.“
Fivers-HLA-Magazin: Apropos stolz: Mit Romas Kirveliavicius, Markus Kolar und Vytas Ziura haben gleich drei Fivers-Spieler über weite Strecken der beiden Spiele gegen Norwegen zusammen im Deckungs-Mittelblock ageist, obwohl es noch im Zuge des HLA-Finales viel Aufregung um die angeblich sehr aggressive Spielweise der Fivers-Abwehr gab. Fühlst du jetzt eine gewisse Genugtuung?
Thomas Menzl: „Nein, Genugtuung ist das falsche Wort. Wir freuen uns einfach sehr, dass mit Vytas, Kiwi, Edi und Markus gleich vier Fivers-Spieler zu dieser erfolgreichen WM-Quali als Teamspieler beitragen konnten. Dazu kommt, dass Kristian Pilipovic, Niko Bilyk und David Brandfellner auch noch im Abruf-Kader standen. Das freut uns sehr und zeigt uns, dass wir mit den Fivers einen guten Weg gehen, der unsere Spieler auch auf internationale Ebene bestehen lässt. Gelegentliche – einzelne – Zwischenrufe werden uns von diesem Weg sicher nicht abbringen.“
Fivers-HLA-Magazin: Auf diesem Weg wünschen wir alles Gute und weiterhin viel Erfolg! Und vielen Dank für das ausführliche Gespräch!