
Mit der Verpflichtung des 20-jährigen türkischen Nationalteamspielers Doruk Pehlivan bleiben die FIVERS WAT Margareten ihrer Linie treu und sorgen gleichzeitig für eine gehörige Überraschung in der spusu Handball Liga Austria.
Ein „echter“ HLA-Legionär für die FIVERS? Das gab es in den letzten Jahren nur ganz selten. Der letzte auf dieser kurzen Spieler-Liste ist Stefan Jovanovic, der als Nachwuchsspieler über das Bundesligateam der FIVERS den Weg in die spusu HLA gefunden hat. Dessen aktives Engagement endete nach einer verletzungsbedingt durchwachsenen Saison bereits im vorigen Herbst. Dann muss man schon einige Zeit zurückdenken: Tomas Eitutis wechselte in der Saison 2011/12 vom spanischen Erstligisten Toledo BM zu den Margaretnern und beendete seine Karriere mit dem im österreichischen Handballsport historischen Triple-Erfolg aus Meisterschaft, Cup und Supercup im Jahr 2016. Und jetzt kommt mit Doruk Pehlivan der immerhin dritte „echte“ Legionär in bald zehn Jahren.
STARKE AUFTRITTE IM A-TEAM. Doruk zählt zu den größten Handballhoffnungen in der Türkei, feierte bereits mit 16 Jahren sein Debüt in der türkischen Super Lig und absolvierte bislang über 20 Spiele im Männer-Nationalteam der Türkei. Der 20-jährige Rechtshänder (201 Meter, 110 kg) erzielte letztes Jahr auf der Aufbauposition in der türkischen Super Lig nicht weniger als 148 Tore, war damit erfolgreichster türkischer Spieler der Liga und wurde nur vom serbischen Altstar Aleksandar Stojanović (vormals: Schaffhausen, Vardar, Metulurg und Celje) mit 160 Toren überflügelt. Das brachte ihm prompt einen Platz im Allstar-Team der Super Lig ein. Im türkischen A-Team konnte Pehlivan zuletzt Ende Juni bei den „Mediterran Games“ überzeugen, die eine Art Mittelmeer-Olympiade sind. Pehlivan war als jüngster Spieler seines Teams mit Abstand der erfolgreichste Shooter. Gegen die Stars aus Spanien gab es zwar eine 31:19 – Niederlage im Spiel um Platz 3, Topscorer auf türkischer Seite: Doruk mit 10 Toren.
JUNG, HOHES POTENZIAL. Damit bleiben die FIVERS WAT Margareten ihrer Linie der letzten Jahre treu: Legionäre werden nur dann geholt, wenn sie mit starker Zukunftsperspektive ausgestattet sind, wenn sie hohes Entwicklungspotential haben. Sprich: Wenn sie im wahrsten Sinne des Wortes hungrig für den nächsten Schritt in ihrer Karriere sind und dieser Hunger gemeinsam mit den FIVERS gestillt werden soll. Auf diese Art und Weise sind etwa Vytas Ziura oder Romas „Kiwi“ Kirveliavicius zu den Margaretnern gestoßen – deren weiterer Verlauf ist hinlänglich bekannt. Pehlivan passt dabei perfekt ins FIVERS-Konzept: Jung, mit hohem Potenzial und die Physiotherapeuten in Margareten zeigen sich schon jetzt extrem beeindruckt von seiner körperlichen Performance.
FIVERS-Manager Thomas Menzl: „Wir mussten uns nach dem Abgang von Ivan Martinovic zum VfL Gummersbach natürlich über die Zukunft Gedanken machen. Wir haben Doruk schon länger beobachtet, mein alter Bekannter Mag. Ahmet Yagmur hat ihn uns sehr empfohlen, und so war er bereits im Frühjahr zum Probetraining bei uns. Wir waren beeindruckt von seinem sportlichen Potential und seinen menschlichen Fähigkeiten. Wir sind davon überzeugt, dass sich Doruk sehr schnell bei den FIVERS den nötigen Feinschliff holen wird und sich in der spusu Handball Liga Austria durchsetzen kann.“
HANDBALL UND KUNST? Wenngleich das sportliche Potenzial natürlich ausschlaggebend ist, ist für einen Kaderzugang bei den FIVERS auch die menschliche Komponente und erkennbare soziale Fähigkeiten von ganz zentraler Bedeutung. Ein Beispiel: Pehlivan überraschte bei der Vertragsunterzeichnung mit schnell erworbenen Deutschkenntnissen, hat seit dem Probetraining gebüffelt. Handball wurde Doruk in die Wiege gelegt: Die Eltern Zeynur und Zeki Pehlivan spielten beide im türkischen Nationalteam, sind noch heute im Handballgeschehen sehr aktiv.
Erst mit 14 Jahren fiel die endgültige Entscheidung für den Handballsport, bis dahin wurden Basketball und Handball parallel betrieben. Auf der Universität in Ankara studierte Pehlivan bislang Innenarchitektur und Design, ist insgesamt sehr kunstaffin: Deshalb zählt zu den Leidenschaften Doruks das Gitarrespielen ebenso, wie die Malerei, der er in der Freizeit nachgeht. In Wien will er sein Deutsch perfektionieren und ist nach wie vor an der Weiterführung seines Studiums interessiert.
Doruk Pehlivan: „Meine Entscheidung für die FIVERS beruht auf zwei Hauptgründen: Zuallererst war ich beeindruckt, wie freundlich mich das Team beim Probetraining aufgenommen hat. Und dann habe ich natürlich mitverfolgt, wie stark diese junge Truppe mit ihren Routiniers ist und den Österreichischen Meistertitel geholt hat. Ich bin davon überzeugt, dass ich mich hier entscheidend weiterentwickeln kann und den FIVERS bei ihrem Kampf um Titel helfen werde!“
DORUK SORGT FÜR HANDBALLHYPE. In der Türkei ist bereits ein richtiger Hype um den Transfer von Pehlivan entstanden. Immerhin ist Doruk seit längerer Zeit der erste junge Spieler, der den Sprung ins Ausland wagt. Auch Nationalteam-Trainer Ilker Senturk ist voll des Lobes: „Unsere jungen Spieler müssen ins Ausland gehen und sich dort weiterentwickeln. Doruk hat im Nationalteam zuletzt sehr gut gespielt, er nutzte seine Chancen. Er ist ein intelligenter Spieler, der sich stets weiterentwickeln will. Er hat sich diesen Transfer zu den FIVERS hart erarbeitet und verdient. Ich glaube, dass Doruk alles erreichen kann. Er hat für viele andere junge Spieler in der Türkei einen Weg aufgezeigt, den sie auch gehen können. Das ist gut!“
Pehlivan stellt an sich selbst hohe Anforderungen, hat für die Zukunft viel vor: „Mit den FIVERS will ich in den nächsten Jahren Titel gewinnen, will meinen Beitrag dazu leisten. Und natürlich will ich mich im türkischen Nationalteam voll etablieren und für Großereignisse qualifizieren. Mittel- bis langfristig träume ich natürlich von einem Engagement in einer der großen europäischen Ligen.“
Schon im Sommer gibt es übrigens ein sportliches Aufeinandertreffen von Pehlivan mit einigen seiner FIVERS-Teamkollegen. Neben dem türkischen A-Team spielt er nämlich auch für das U20-Team. Und die Türkei tritt da bei der EHF European Championship in Montenegro an, so wie auch das österreichische U20-Team mit zahlreichen FIVERS aus dem 98/99er-Jahrgang. Wer weiß: Vielleicht begegnet man sich da in einem Halbfinal- oder Finalspiel?