Sie kennt von (fast) allen Fivers-Spieler den Namen und das Geburtsjahr („vielleicht gibt es maximal in der U7 ein oder zwei, die ich nicht namentlich kenne“), war selbst Handballerin und ist die wohl mächtigste Frau bei den Fivers. Darüber hinaus ist sie als Jugendleiterin für den besten Handball-Nachwuchs des Landes verantwortlich.
Im „5-Fragen – 5-Antworten“-Interview erzählt Sandra Zapletal wie es ihr nach einer langen (Jugend-)Saison geht, spricht über die Auswahlkriterien für Fivers-Trainer sowie die Jugend-Philosophie in der Handballcity Margareten. Und sie verrät, welchen Stil und welche Ziele sie selbst als Trainerin verfolgt…
Fivers-HLA-Magazin: Hallo Sandra! Du warst in den letzten Wochen als Trainerin der U16 sowie als Co-Trainerin bei der U15 und der U18 bei drei Staatsmeisterschaften auf der Bank, dazu bei der Heim-Staatsmeisterschaft der U13 voll im Einsatz und bei der U11 in Krems zu Gast. Davor hatten wir eine abwechslungsreiche HLA-Saison und natürlich ebenfalls viele Jugend-Spiele. Wie geht es dir nach so einer langen Saison?
Sandra Zapletal: „Ich spüre die Müdigkeit und merke, eine Pause zu brauchen. Trotzdem möchte ich die letzten Wochenenden bei 40 Grad in den Handballhallen Österreichs nicht missen. Alles andere hätte mir sicher weniger Spaß gemacht. (lacht)
Und natürlich merke ich besonders am Ende einer solchen Saison wie anstrengend und zeitraubend meine Arbeit ist. Aber ich fühle, dass ich trotzdem den richtigen Arbeitsplatz habe, weil er mir selbst nach 15 Jahren immer noch unheimlich viel Spaß macht. Und ich bin froh, einen Chef wie Tommy (Anm. Fivers-Manager Menzl) zu haben, der vor vielen vielen Jahren eine Idee hatte und seither mit diesem Verein konsequent diese Idee verfolgt. Dabei passieren uns natürlich Fehler, aber wir versuchen immer, gerade und ehrlich zu sein. Das ist nicht immer leicht, aber wahrscheinlich dennoch ein weiterer zentraler Grund, warum ich trotz aller Anstrengungen immer noch da bin.“
Fivers-HLA-Magazin: Wir kennen dich als Jugend-Leiterin, als Jugend-Trainerin, als Vorstandsmitglied der Fivers und als Mitarbeiterin im Fivers-Management. Aber was hast du eigentlich davor gemacht? Hast du selbst gespielt? Und wie und wann bist du überhaupt zu den Fivers gekommen?
Sandra Zapletal: „Eigentlich spreche ich ja nicht so gerne über diese Dinge, aber für ‚5 Fragen – 5 Antworten‘ mache ich eine Ausnahme (grinst). Ich hab mit zwölf Jahren in Floridsdorf begonnen und habe dort gespielt bis ich 26 war. Zuerst Mitte Aufbau, später Kreis. Dann hat leider eine schwere Knie-Verletzung quasi das „Karriere“-Ende bedeutet. Wie man sieht, war ich nie die größte Spielerin, aber ich war eine echte Arbeiterin, habe immer gern Deckung gespielt und mich schon damals viel mit dem Sport beschäftigt.
Ich war damals in einem Baubüro tätig und bin dann eher zufällig über eine Freundin im Fivers-Büro gelandet. Das war damals schon ein gewisses Risiko, einen sicheren Job aufzugeben, aber ich hab irgendwie gespürt, dass das super passt für mich. Mit der Zeit ist es immer mehr geworden. Sowohl im Büro, als auch als Trainerin. Das hat sich einfach entwickelt und ich könnte jetzt nicht mal sagen, seit wann ich zum Beispiel Jugendleiterin bin.“
Fivers-HLA-Magazin: Die Fivers haben, ich glaube das kann man ganz uneitel sagen, seit rund zehn Jahren eine herausragende Nachwuchs-Arbeit, die in den letzten Jahren nochmals einen Sprung in den Erfolgs-Statistiken gemacht hat und mittlerweile jedes Jahr zumindest vier Jugend-Staatsmeistertitel einfährt. Kannst du uns das Erfolgsgeheimnis bzw. die Fivers-Jugend-Philosophie verraten?
Sandra Zapletal: „Als unser nicht geheimes Erfolgsgeheimnis würde ich die Homogenität im Trainerteam nennen. Da sich jeder mit jedem versteht, ist es möglich, übergreifend zu arbeiten. Und davon profitieren unsere Spieler enorm.
Daher ist es mir bei der Auswahl unserer Trainer auch sehr wichtig, dass die menschliche Komponente passt und sie einfach gerne mit jungen Spielern arbeiten. Zentral ist dabei, dass sie unsere Spieler nicht nur als Handballer sehen, sondern die gesamte Persönlichkeit wahrnehmen.
Hinsichtlich unserer Jugend-Philosophie ist es so, dass wir einfach jedem Kind die Möglichkeit geben wollen, Handball zu spielen. Unabhängig von Status, Herkunft, Talent. Wir versuchen also, dass unsere Kader so lange wie möglich so breit wie möglich bleiben. Und wir wollen nie aufhören zu lernen und zu entwickeln.“
Fivers-HLA-Magazin: Die zurückliegende Saison war mit fünf Wiener Meistertiteln, vier Österreichischen Meistertitel und dem souveränen Klassenerhalt des HBA-Teams enorm erfolgreich. Zudem standen im 18-Mann-Kader des HLA-Teams 15 Eigenbauspieler. Da kann man als Jugendleiterin ja wohl nur zufrieden sein. Was uns aber interessiert: Ist es eigentlich ein Ziel der Fivers, eines Tages nur Eigenbauspieler in der HLA-Mannschaft zu haben?
Sandra Zapletal: „Zuerst muss ich leider widersprechen, denn ich bin als Jugendleiterin nicht nur zufrieden mit dieser Saison. Natürlich sind die Titel super gewesen, aber fünf Titel in Wien sind zum Beispiel nicht sieben Titel (Anm. es gibt sieben Jugend-Kategorien). Und auch mit den Ergebnissen des HLA-U20-Teams, vor allem im Cup-Final4, können wir nicht zufrieden sein. Es gibt einfach immer Dinge, die man noch besser machen kann und ich denke, dass es in dieser Hinsicht auch sehr wichtig ist, nie zufrieden zu sein.
Jetzt aber zur eigentlichen Frage (grinst). Es wäre schon schön, wenn unser gesamtes HLA-Team aus dem eigenen Nachwuchs käme. Aber es gibt natürlich manchmal Umstände, dass nicht jede Position im Nachwuchs top besetzt ist und man als Spitzenklub entsprechend reagieren muss. Trotzdem reizt es uns, den Beweis zu liefern, die weit verbreitete Meinung, es ginge nur mit der Ergänzung durch Legionäre, zu widerlegen. Und wir sind davon überzeugt, dass sich die Anerkennung unserer Sportart nur durch ein starkes Nationalteam steigern lässt und da ist es natürlich besser, der Teamchef hat viele gute österreichische Spieler zur Verfügung und insofern die Qual der Wahl.“
Fivers-HLA-Magazin: Letzte Frage: Wie würdest du eigentlich deinen eigenen Trainer-Stil beschreiben? Und was sind deine Ziele als Trainerin?
Sandra Zapletal: „Mein Stil hat sich in den letzten Jahren sicher verändert. früher war ich eher laut und unruhig, mittlerweile bin ich ruhiger und fokussierter. Ich will immer 100 Prozent und lege viel Wert auf die Deckung. Die ist für mich immer eine Etage wichtiger als der Angriff, weil sich in der Abwehr zeigt, wer bereit ist zu kämpfen und für die Mannschaft da zu sein. Da zeigt sich der Charakter der Spieler. Im Angriff den Versuch zu starten, glänzen zu wollen – das kann jeder.
Mein Ziel als Trainerin ist es, den jungen Leuten eine tolle Zeit zu vermitteln, sie zu formen und ihnen zu zeigen wie toll es ist, in einem Team zu agieren. Dazu kommt, dass ich natürlich gute Spieler ausbilden möchte. Das größte Lob für mich ist, wenn andere Trainer sagen: ‚Die Mannschaft von der Sandra spielt eine super Deckung‘. Dafür ist es zum Beispiel überhaupt nicht mein Ziel, mal im Männer-Bereich tätig zu sein, weil ich einfach unheimlich gern mit jungen Menschen arbeite. Die sind sehr ehrlich und gerade. Und geben viel zurück.“