In der randvollen ALSTOM Handballcity Margareten begegneten sich zwei Teams auf Augenhöhe, eine vom ersten Moment spannende Partie wurde zum Handballkrimi. Nach offizieller Spielzeit stand es 30:30, nach der ersten Verlängerung 33:33, nach der zweiten Verlängerung 38:38. Im 7-Meterwerfen hat dann Krems das glücklichere Ende für sich, gewinnt ein Handballspiel, das keinen Verlierer verdient und zieht ins Finale gegen ALPLA Hard ein.
Fotorechte: Eva Manhart | Agentur DIENER
Starke Momente des Spiels von LAOLA1.AT
7m-Werfen ums Finale: Mehr Thriller geht nicht
Damböck in letzter Sekunde
Doppelt hält besser: Wolfgang Filzwieser
Doppelt hält besser: Thomas Eichberger
FULLMATCH
Mit dem Anpfiff zum Entscheidungsspiel um den Finaleinzug war schluss mit lustig: Eine herzhafte Stimmung auf der Tribüne übertrug sich an diesem Abend auf beide Teams. Der Förthof UHK Krems konnte komplett antreten, bei den FIVERS fehlten die Langzeitverletzten Fabian Glätzl und Herbert Jonas. Das war aber auch beim letzten Auswärtssieg in Krems so, die kurz vorher noch Rekonvaleszenten Markus Kolar und Thomas Seidl beissen bei den FIVERS ebenso die Zähne zusammen wie zahlreiche andere etwas angeschlagene Spieler.
Die ersten Minuten gehören den FIVERS, die sich bis zur 10. Spielminute leicht auf 7:4 absetzen können. Dabei zeichnet sich FIVERS-Torhüter Wolfgang Filzwieser auch dank einer gut funktionierenden Deckung mehrfach aus. Krems stabilisiert sich jedoch, Thomas Eichberger macht es seinem Gegenüber nach und hält einige zwingende Chancen der Margaretner. Nach 20 Minuten steht es 10:7 für die Gastgeber, zwei Minuten später muss FIVERS-Kapitän Markus Kolar mit Rot vom Feld, knapp danach auch Eric Damböck mit einer 2-Minutenstrafe. In doppelter Unterzahl können die Margaretner ihren Vorsprung halten, ab der 25. Minute zeigt Eichberger jedoch Herausragendes. Die Margaretner scheitern mehrfach bei großen Chancen, Krems holt Tor um Tor auf – Halbzeitstand 13:13.
Die Margaretner starten wieder besser ins Spiel, können sich in den Anfangsminuten der zweiten Hälfte leicht absetzen (21:18 – 42. Minute). Krems arbeitet aber wieder hart am Anschluss, kann in der 45. Minute auf 22:22 stellen und geht dann danach erstmals in diesem Spiel mit 22:23 in Führung. Nun laufen die Margaretner dem Ausgleich hinterher, Krems legt vor. In dieser Tonart geht es bis zur 59. Minute (Spielstand 30:30). Krems nimmt das Timeout, scheitert dann wieder an Filzwieser. Die FIVERS nehmen 25 Sekunden vor dem Abpfiff ihr Timeout und scheitern an der Stange. 30:30 – Verlängerung.
In den ersten 2×5 Minuten gehen die FIVERS in Führung, Filzwieser hält und die FIVERS stellen auf plus 2 (32:30). Krems gibt nicht auf, erkämpft sich nochmals den Ausgleich (32:32), wieder legen die FIVERS vor und stellen auf 33:32. Zwei starke Torleute und Defensereihen, die bis zum Umfallen kämpfen, ermöglichen wenige Treffer. Krems erzielt das 33:33 und es braucht eine zweite Verlängerung. In dieser geht Krems mit zwei Toren in Front, befindet sich eigentlich schon auf der sicheren Siegerstraße: 1 Minute und 2 Sekunden vor dem Ende führen die Gäste mit 36:38, ehe Vincent Schweiger verkürzt, Filzwieser neun Sekunden vor dem Ende stark hält und Eric Damböck zwei Sekunden vor dem Ende zum 38:38 trifft. Die Halle kocht.
Erstmals in der Geschichte der HLA musste ein Finalist per 7-Meterwerfen ermittelt werden: Bei der ersten 5er-Serie scheitern mit Jakob Jochmann und Marc Haunold jene Spieler, die diesem Spiel bislang ihren Stempel aufgedrückt hatten. Nach 4:4 im ersten Durchgang geht es in die nächste Runde. In dieser geht es 1 gegen 1: Die FIVERS legen vor, Krems gleicht aus. Haunold wird nach einer starken Partie zum tragischen Helden: er scheitert an Lukas Domevscek, Marko Simek wirft Krems ins Finale der HLA MEISTERLIGA 2022.
Für die FIVERS ist somit die Saison beendet, Krems zieht ins Finale gegen ALPLA Hard ein, bei dem die Vorarlberger nun das Heimrecht der FIVERS übernehmen. Für Peter Eckls Team ein bitterer Moment, eine Niederlage in einem Spiel, das eigentlich keinen Verlierer verdient. Auch wenn das Finale zum Greifen nah war, können die FIVERS auf eine starke Saison zurückblicken, in der sie weitaus mehr erreicht haben, als so manche ihnen zu Saisonbeginn zugetraut hätten. Am Ende stehen nach dem Sieg im Grunddurchgang zwei dritte Plätze im Cup und in der Meisterschaft, fürs nächste Jahr gleichbedeutend mit der Qualifikation für den Europacup.
Krems hatte heute das Glück auf seiner Seite, gewann ein Spiel, das in die Geschichte des österreichischen Handballsport eingehen wird. Werbung für unseren Sport, Werbung für Handball. Die FIVERS wünschen dem Förthof UHK Krems alles Gute in ihrer Finalserie, die leider nicht zu „unserer“ wurde.
Peter Eckl, FIVERS-Trainer: „Natürlich ist so eine Niederlage ein bitterer Moment. Ich hätte es meiner Mannschaft, die in diesem Jahr gegen alle erdenklichen Widrigkeiten unglaublich angekämpft hat, einfach gewünscht, in dieses Finale einzuziehen, um den Titel zu spielen. Die Jungs hätten sich diese Chance einfach verdient. Genauso wie Krems. Was für ein Spiel: Wir haben das dreimal gewonnen und verloren, Krems hat es dreimal gewonnen und verloren und am Ende das Glück auf seiner Seite gehabt. Wir gratulieren Krems dazu. So auszuscheiden, ist vom Ergebnis her natürlich eine Niederlage. Eine Niederlage, die weh tut. Und ein paar Tage nach diesem bitterem Moment werden wir wissen, dass wir stolz sein können auf eine starke Saison. Ich freue mich aufs nächste Jahr, da wollen wir aus unseren 99 Prozent Erfolg von heuer ganze 100 Prozent machen – jetzt lassen wir mal die anderen spielen.“
Thomas Menzl, FIVERS-Manager: „Ich habe so ein Spiel noch nie erlebt, und ich kann auf mittlerweile tausende zurückblicken. Das war Werbung für unseren Sport, eine unglaubliche Stimmung, unglaubliche Spannung und ein noch unglaublicherer Verlauf. Auch wenn es in unserem Sport in solchen Spielen immer nur einen Sieger geben kann, sehe ich unsere Jungs nicht als Verlierer. Auf welche Seite sich heute das Glück schlägt, war nach mehr als zwei Stunden eher Zufall als klar. Krems ist ein verdienter Finalteilnehmer, wir wären es auch gewesen. Solche Niederlagen formen künftige Champions und unser Team kann schon im nächsten Jahr den einen einzigen Schritt nach vorne machen. Ich bin stolz auf die Jungs!“
HLA MEISTERLIGA
HALBFINALSERIE – Best of 3
1. HALBFINALSPIEL
Sa., 14.05.22 | SH Margareten, Hollgasse
FIVERS WAT Margareten vs Förthof UHK Krems
Endstand 25:30 | Halbzeit 14:19
2. HALBFINALSPIEL
Do., 19.05.2022 | SH KREMS
FÖRTHOF UHK KREMS vs FIVERS WAT Margareten
Endstand 35:37 | Halbzeit 18:19
3. HALBFINALSPIEL
Di., 24.05.22 | SH Margareten
FIVERS WAT Margareten vs Förthof UHK Krems
Enstand 43:44 nach Siebenmeterwerfen | Halbzeit 13:13,
30:30 nach 60 min. | 33:33 n.V. 1 | 38:38 n.V. 2
Werfer FIVERS: Marc-Andre Haunold (14), Eric Damböck (9), David Brandfellner (6), Vincent Schweiger (4), Marin Martinovic (4), Thomas Seidl (3), Lukas Gangel (2), Philipp Gangel (1)
Werfer Krems: Marko Simek (9), Jakob Jochmann (6), Tobias Auß (6), Matthias Führer (6), Romas Kirveliavicius (5), Gasper Hrastnik (5), Fabian Posch (3), Sebastian Feichtinger (3), Gabor Hajdu (1)
Tabellen & Ergebnisse HLA MEISTERLIGA-Team
Tabellen & Ergebnisse HLA CHALLENGE-Team