Die FIVERS schrieben Dienstagabend mit dem Einzug ins Achtelfinale der EHF European League ein Stück österreichische Europacup-Geschichte. Manager Thomas Menzl zeichnet im Interview noch einmal diesen unglaublichen Weg und gibt einen tiefen Einblick in die FIVERS-Seele.
Titelbild: Bilder, an denen man sich aktuell nicht satt sehen kann! Die FIVERS im Jubeltaumel nach dem erfolgreichen Aufstieg ins Achtelfinale – Copyright: Agentur DIENER/Eva Manhart
Eine außergewöhnliche Saison. Wie lässt sich diese zusammenfassen?
Thomas Menzl: „Wir wollten die Mannschaft für ihre guten Leistungen in der vergangenen Saison belohnen, in der wir die Chance auf den Cup- und Meistertitel hatten. Das Team hat es sich nicht nur verdient, international zu spielen, es hatte auch die nötige Reife dazu. Und natürlich wollten wir damit auch unseren Sponsoren und Partnern für ihre Treue danken. Unser Ziel war zunächst zu beweisen, dass man mit einer rein österreichischen Truppe international vielleicht eine Hürde in der Quali schaffen kann. Als uns dann die Auslosung Benfica Lissabon bescherte, ist uns ein wenig das Gesicht eingeschlafen. Mit einem unglaublichen Spiel zuhause in der Hollgasse konnten wir diesen starken Gegner eliminieren und haben uns danach von Aufgabe zu Aufgabe gesteigert. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie leidenschaftlich kämpfen kann und wir haben mit unserem Spielstil unsere Gegner auch überraschen können. Unsere Gegner sind allesamt Profivereine, die sich ihr Team Jahr für Jahr neu für genau diese Aufgaben zusammenstellen. Andere kaufen, wir bilden aus. Die Mannschaft hat so viel zurückgegeben und belohnt sich nun selbst mit dem Achtelfinale gegen die Füchse Berlin. Das ist einfach nur großartig.“
Welche Bedeutung haben diese Europacup-Erfolge für die FIVERS und für Handball-Österreich?
Thomas Menzl: „Für uns ist es eine Bestätigung unseres Weges und unserer Arbeit. Die FIVERS standen 1985 schon einmal im Halbfinale des EHF-Cups, aber gemessen an unserer heutigen Philosophie, ausschließlich mit Österreichern und Eigenbauspielern anzutreten, ist der Einzug ins Achtelfinale eigentlich der größte Erfolg des Vereins. Ich hoffe, dass wir damit andere anspornen, es uns gleich zu tun. Auf Handball Österreich bezogen, ist es schwer für mich, diesen Erfolg einzuordnen, aber er zählt sicher zu den größten Erfolgen im 21. Jahrhundert.“
Ein Team aus lauter Eigenbauspielern und ohne Legionäre – Was ist das Erfolgsgeheimnis dahinter?
Thomas Menzl: „Ein wesentlicher Punkt ist unsere Kontinuität. Wir stoßen nicht gleich alles um, oder stellen alles in Frage, wenn es einmal nicht läuft. Dazu hat Anatoli Evtuschenko als Sportdirektor und Trainer ein System etabliert, das für alle nachvollziehbar ist und von der U7 bis zur Kampfmannschaft trainiert und gespielt wird. Unsere konsequente Jugendarbeit, von der U7, U9 über alle Jugendklassen, die Etablierung der spusu CHALLENGE Mannschaft, in der die Spieler in den Männer-Handball hineinschnuppern dürfen und bereit gemacht werden für die spusu LIGA und höhere Aufgaben, macht uns so erfolgreich. Mein Dank gilt sämtlichen TrainerInnen und BetreuerInnen im Verein, die alle zu diesem Erfolg wesentlich beigetragen haben. Das gesamte Betreuerteam versteht sich großartig, jeder gönnt dem anderen den Erfolg und sie ziehen an einem Strang. Dadurch sind wir auch in der Lage, die ein oder andere Niederlage auf unserem Weg wegzustecken und gehen diesen stur gemeinsam weiter.“
Lukas Hutecek wird kommende Saison in Deutschland für den TBV Lemgo-Lippe auflaufen. Befürchtet man weitere Abgänge? Gibt es Anfragen?
Thomas Menzl: „Es ist damit zu rechnen, dass sich der ein oder andere Spieler in die Auslage gespielt hat und den Weg als Profi gehen wird. Das müssen wir akzeptieren, das ist auch Teil unserer Philosophie. Dadurch erhalten nachdrängende Spieler ihre Chance in diese Fußstapfen zu treten. Diesen Weg wollen wir weitergehen, das liegt in unserer DNA. Man muss auch in dieser Beziehung loslassen können, auch, wenn ich natürlich gerne all diese Spieler, wie Nikola Bilyk, Ivan Martinovic, Kristijan Pilipovic, noch bei uns hätte. Die Verbindung ist aber nie verloren gegangen und wird auch nie verloren gehen. Das sieht man daran, dass der Großteil der Spieler auch bei ihren internationalen Stationen immer noch die Fünf auf ihrem Trikot tragen.“
Werden die FIVERS ab jetzt regelmäßig im Europacup spielen?
Thomas Menzl: „Wir haben natürlich Geschmack daran gefunden, keine Frage. Die Mannschaft muss reif dafür sein und es ist insgesamt von vielen Faktoren abhängig. Wir werden das von Saison zu Saison entscheiden. Unabhängig davon, ist es eine großartige Erfahrung, aus der man viel lernen kann. Das haben wir gegen Toulouse gesehen. Die Mannschaft musste lernen mit dem Druck umzugehen.“
Jetzt geht es gegen die Füchse Berlin. Wovon darf man noch träumen?
Thomas Menzl: „Die Füchse sind klarer Favorit. Diese zwei Spiele sind die verdiente Belohnung für die großartigen Leistungen in der Gruppenphase. Für uns gilt es, weiter Erfahrungen sammeln.“