Junge FIVERS matchen sich mit nominell übermächtigen Kärntnern: Ein Spiel der Unterschiede, wie es in der Handballbundesliga nur wenige gibt. Gewinnen konnte am heutigen Tag verdient mit 30:25 die starke slowenisch-kärntnerische Mischung aus Routiniers.
Unterschied Nr. 1 ist durch die Kaderpolitik der beiden Teams gegeben. Schlafraum.at Kärnten sah sich in der heurigen Saison nicht in der Lage, das sogenannte Gentleman Agreement von HLA und HBA zu unterzeichnen. In der Bundesliga ist diese freiwillige Vereinbarung deshalb erstmals nur für neun Vereine gültig. Beim Gentleman Agreement verpflichten sie die HLA- und Bundesligavereine dazu, nicht mehr als drei Nicht-Österreicher in Bewerbsspielen einzusetzen, gegen eine Pönale von Euro 3.000,- darf ein vierter „Legionär“ am Spielreport aufscheinen. Gemeldet sind bei den Kärntnern derzeit vier derartige Spieler, nun ohne Pönalzahlung. Der Vollständigkeit halber: Bei den Margaretnern scheint kein einziger Legionär auf.
Unterschied Nr. 2 ergibt sich aus dem oben genannten Aspekt: Die FIVERS treten in der Bundesliga Woche für Woche mit einem durchschnittlich knapp unter 19-jährigem Team an, im Kader der Kärntner finden sich notgedrungen zahlreiche ältere Semester. Die vier slowenischen Legionäre Rok Ivancic, Rok Praznik, Gasper Jelen und Klemen Kresnic weisen die Geburtsjahrgänge 1979, 1980, 1982 und 1988 auf; dazu kommen Routiniers wie Leopold Wagner (1989) oder Patrick Jochum (1984). In der Tabelle liegen die Kärntner nach vier Siegen und einem Unentschieden fünf Punkte vor den Margaretnern, werden so wie die Wiener im Frühjahr im unteren Playoff der Liga spielen. Man konnte also schon vor Spielbeginn gespannt darauf sein, wie dieser vorweihnachtliche Vergleich der Ungleichheiten ausgehen wird.
Den besseren Start erwischen eindeutig die Margaretner, auch wenn Poldi Wagner für Kärnten das 1:0 erzielt: Hinten konzentriert, ein starker Felix Friedel im Tor und vorne effizient erspielt man sich ein 3:1, 4:2 und 6:4 (9. Minute), ehe Markus Bezucha die erste Zeitstrafe für die Margaretner erhält. Die Überzahl nutzen die Kärntner durch zweimal Florian Wulz und Klemen Kresnik zur Führung (6:7, 12. Minute), dann erhöhen Rok Praznik und Poldi Wagner zum 9:6 aus Sicht der Kärtner. Die FIVERS halten mit Lukas und Sebastian Hutecek zwar dagegen, in der 22. Minute erhöht jedoch Rok Praznik erstmals auf +5 für die Kärntner (8:13).
Die FIVERS agieren in dieser Phase im Angriff mit mehreren technischen Fehlern unglücklich und finden in Gasper Jelen oft ihren Meister. In der 23. Minute nimmt FIVERS-Coach Sandra Zapletal die logische Auszeit. Poldi Wagner erhält kurz nach dem Timeout seine zweite Zeitstrafe und die Margaretner kommen konzentrierter zurück, Max Nicolussi und Lukas Gangel treffen für die Wiener und abermals Rok Praznik für die Kärntner (10:14, 27. Minute). Markus Bezucha kassiert in der 27. Minute seine zweite Zeitstrafe. Alex Trzil verkürzt vom 7-Meter-Punkt auf 11:15, nach Abpfiff stellt aber Rok Praznik per 7-Meter mit seinem fünften Treffer im Spiel wieder auf +5 und damit 16:11 für die Kärntner.
Die zweite Spielhälfte beginnt wie die erste geendet hat: Für Kärnten trifft Patrick Jochum kurz nach Wiederanpfif zum 17:11, die Margaretner treffen durch Max Nicolussi in der 33. Minute vom 7-Meterpunkt. Leander Brenneis trifft kurz danach zum 13:17 für die Wiener, zusätzlich muss Max Wagner für zwei Minuten raus. In dieser Phase sind die FIVERS in der Deckung wieder konzentrierter und haben mit Florian Haag einen starken Rückhalt im Tor. Alex Trzil trifft per Wuzzler zum 14:18 (38. Minute), Rok Praznik holt einen 7-Meter und eine Zwei-Minutenstrafe für die Kärntner; Florian Haag entschärft den Siebener. Alex Trzil verkürzt auf 15:18 für die Wiener. Leopold Wagner trifft dann mit aller Routine zweimal hintereinander und stellt wieder auf +5, Clemenz Polszter verkürzt auf 16:20. In der 44. Minute erhöht mit Rok Praznik das vorne wie hinten „Um-und-Auf“ der Kärntner per 7-Meter auf 17:22, kurz danach trifft er abermals zum 17:23. In dieser Art geht es die nächsten Minuten weiter, ehe Kärnten in der 51. Minute beim Stand vom 19:25 eine Auszeit nimmt. Die Fivers holen durch Sebastian Hutecek wieder einen Treffer auf, Rok Praznik seinen nächsten 7-Meter, den er auch gleich verwertet (20:26, 53. Minute). Danach trifft Landsmann Rok Ivancic zum 20:27 ehe Igor Vuckovic wieder ein Tor für die FIVERS nachlegt. Rok Praznik erhöht auf 28:21 und trifft an diesem Tag zum 10. Mal. Das Spiel endet letztlich verdient mit 30:25 für Schlafraum.at Kärnten.
FAZIT: 17 der 30 Kärnten-Treffer durch starke slowenische Legionäre, allen voran Rok Praznik, der auch in der HLA jederzeit bei so manchem Verein einlaufen könnte. Der Klassenerhalt dürfte für die Kärntner mit dieser Mannschaft sicher sein, das obere Playoff hat man ja schon verpasst, da wäre mehr möglich gewesen. Die FIVERS wissen ohnehin, dass sie hart daran arbeiten müssen, um von sich selbst das Gleiche behaupten zu können. Und das werden sie auch tun.
Best Player Schlafraum.at Kärnten: Rok Praznik
Best Player FIVERS WAT Margareten: Igor Vuckovic
Spielkoordinaten: FIVERS WAT Margareten vs Schlafraum.at Kärnten
11.12.2016, 17:00 Uhr
Schiedsrichter: Peter Wallner, Florian Weber
Endergebnis: 25:30 (11:16)
Blitzlicht U20: Die jungen FIVERS lassen gegen ebenso junge Kärtner nichts anbrennen und gewinnen klar mit 52:18 (23:12). Nach diesem Kantersieg ist der erste Tabellenrang mit zwei Punkten Vorsprung vor den Verfolgern Bärnbach / Köflach und Sankt Pölten zumindest bis Freitag gesichert. Das letzte Spiel der FIVERS vor Weihnachten gegen HIB Graz wurde aufgrund einer eingeschobenen Nationalteamaktivität des Jahrgangs 2000 auf Jänner 2017 verschoben. Trotzdem wäre es sogar möglich vollkommen überraschend und mit einem Spiel weniger als die Konkurrenz als Tabellenführer in die verdiente Weihnachtspause zu kommen. Respekt, meine Herren – Respekt!