Dieses Wochenende starten die HBA FIVERS ins Untere Play Off der Handball Bundesliga Austria, nächstes Wochenende geht es dann auch für das HLA-Team wieder los. Mit welchen Zielen die FIVERS WAT MARGARETEN in die entscheidende Phase der Meisterschaft gehen, ob bei Österreichs Rekordcupsieger mit den Abgängen von Nikola Bilyk und Tobias Wagner der Ausverkauf begonnen hat und warum es immer schwieriger wird, junge Spieler in Österreich zu halten, verrät FIVERS-Manager Thomas Menzl im „5 Fragen – 5 Antworten“-Interview…
FIVERS-HLA-Magazin: Hallo Thomas! Vor Weihnachten wurde der vorzeitige Transfer von Nikola Bilyk zum THW Kiel unter Dach und Fach gebracht, seit vergangener Woche steht mit dem Wechsel von Tobias Wagner zum HBW Balingen nun der nächste Abgang eines FIVERS-Youngsters nach Saisonende fest. Provokant gefragt: Hat bei den FIVERS der Ausverkauf begonnen?
Thomas Menzl: „Von außen könnte vielleicht dieser Eindruck entstehen. Für uns war diese Entwicklung aber in beiden Fällen natürlich absehbar und insofern auch keinesfalls überraschend. Vielleicht hätten wir uns vor rund einem Jahr nicht gedacht, dass es so schnell gehen wird, aber das zeigt gleichzeitig auch die Qualität ihrer Entwicklung und unserer Arbeit.
Ich hoffe, dass Niko und Tobi jetzt den richtigen Zeitpunkt gefunden und die richtige Entscheidung getroffen haben und sich in Deutschland durchsetzen werden. Beiden traue ich das jedenfalls zu und der gesamte Verein drückt ihnen dafür die Daumen und gratuliert ihnen zu diesem Sprung.
Für uns als Verein bedeutet das auch, dass es hinter Niko und Tobi viele Spieler gibt, die auf diese Chance, eine Reihe noch vorne zu rücken, nur gewartet haben und wir hoffen, dass sie diese Chance wahrnehmen. Und um ehrlich zu sein, bin ich davon überzeugt, dass diese nächste Spieler-Generation diese Möglichkeit nützen wird und ihrem Beinamen NEXT GOLDEN GENERATION alle Ehre machen wird. Insofern kann ich sagen: Nein, bei den FIVERS findet kein Ausverkauf statt und wir freuen uns auf die neuen, spannenden Herausforderungen.“
FIVERS-HLA-Magazin: Empfindet ihr diese Abgänge wie jenen von Nikola Bilyk und Tobias Wagner eigentlich als Auszeichnung oder als Rückschlag?
Thomas Menzl: „Sowohl als auch. Wenn man träumen darf, mit solch einer guten und erfolgreichen Mannschaft aus vielen Eigenbauspielern auch international mal aufzuzeigen, dann sind solche Abgänge natürlich schade. Aber klar ist auch, dass die wirtschaftlichen Ressourcen in Österreich nicht so sind, solche Spieler langfristig zu binden. Daher sind die angesprochenen Transfers vor allem eine Auszeichnung für die Spieler selbst, unsere Jugendtrainer und die FIVERS als Gesamtverein. Denn immerhin haben es in den letzten sieben Jahren mit Richard Wöss, Thomas Bauer, Romas Kirveliavicius, Nikola Bilyk und jetzt auch Tobi Wagner fünf FIVERS-Spieler – direkt oder mit einem Zwischenschritt – in die erste Deutsche Bundesliga, die stärkste Liga der Welt, geschafft. Ich weiß nicht, ob Kiel im gleichen Zeitraum genauso viele junge Spieler in die erste Deutsche Liga gebracht hat… (lacht).“
FIVERS-HLA-Magazin: Täuscht der Eindruck oder wird es immer schwieriger, Spieler in Österreich zu halten? Beziehungsweise, woran liegt das?
Thomas Menzl: „Ja, das hat sich in den letzten Jahren in Österreich und speziell bei den FIVERS sicherlich geändert. Das liegt in erster Linie am Zugang der Jugendspieler zum Handballsport. Sie sind in vielerlei Hinsicht schon in jungen Jahren sehr professionell, organisiert und erfolgsorientiert. Das ist natürlich eine absolut positive Entwicklung.
Dabei denke ich zum Beispiel daran, dass es bei uns wohl kaum einen 12- oder 13-Jährigen gibt, der nicht als Ziel nennt, mal in der HLA oder gar in Deutschland oder einer anderen europäischen Topliga zu spielen. Dieser Fokus ist also schon früh sehr starkt ausgeprägt. Dadurch bringen die Spieler dann später natürlich einen anderen Zugang und eine andere Selbstverständlichkeit mit.
Diese Tendenz ist bei einem Verein wie den FIVERS mit Sicherheit nochmals extremer, weil jeder junge Spieler die Vereinsphilosophie sozusagen live miterleben kann und tagtäglich sieht, dass auch junge Spieler tatsächlich die Chance bekommen, sich in unseren HBA- und HLA-Teams zu entwickeln. Gleichzeitig bringen bei uns der Verein und die Trainer auch die notwendige Geduld mit, um den Spielern eine nachhaltige Chance und Perspektive zu bieten. Das ist zwar ein sehr herausfordernder Weg, aber am Ende profitieren davon die Spieler, unser HLA-Team und – wenn man bedenkt, dass wir 2015 nicht weniger als 31 Nationalteamspieler hatten – auch der gesamte österreichische Handball.“
FIVERS-HLA-Magazin: Kommen wir zur laufenden Meisterschaftssaison 2015/16. Das HLA-Team der FIVERS hat im Grunddurchgang mit phantastischem Handball verzaubert, 17 von 18 Spielen gewonnen und damit ein historisches Ergebnis geschafft. Was waren aus Deiner Sicht die Gründe für diesen überragenden Grunddurchgang?
Thomas Menzl: „Neben dem Talent, das es braucht, und das die Mannschaft unzweifelhaft hat, war aus meiner Sicht vor allem ausschlaggebend, dass sich die Mannschaft untereinander unheimlich gut versteht. Man hat vom ersten Training weg gemerkt, dass alle extrem fokussiert auf das Ziel sind, möglichst erfolgreich zu sein. Dazu kommt, dass wir eine optimale Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern, die unseren Youngsters den notwendigen Halt geben können, haben. Und natürlich haben wir mit Peter Eckl einen Trainer, der weiß, wie man eine Mannschaft formt und Titel gewinnt. Das alles ist der Mix, der den Grunddurchgang für uns so erfolgreich gemacht hat.
Und last but not least sind wir – und an dieser Stelle möchte ich ein großes Dankeschön an unsere medizinisch/therapeutische Abteilung richten – im Grunddurchgang von Verletzungen verschont geblieben. So konnten wir stest aus dem Vollen schöpfen und haben eine unglaubliche Konstanz gezeigt.“
FIVERS-HLA-Magazin: Letzte Frage: Am Samstag starten unsere HBA-Youngsters als Zweitplatzierter ins Untere Play Off der HBA, in der nächsten Woche geht´s dann auch für unser HLA-Team, das im Oberen Play Off der HLA mit vier Bonuspunkten Vorsprung auf die Konkurrenz beginnt, los. Dazu trifft das HLA-Team in den nächsten Wochen im ÖHB-Cup-Viertelfinale auf Gänserndorf. Mit welchen Zielen gehen die FIVERS in die zweite Saisonhälfte?
Thomas Menzl: „Mit dem HBA-Team ist es unser Ziel, einerseits so schnell wie möglich den Klassenerhalt zu schaffen. Andererseits wollen wir hier unsere jungen Spieler individuell und gruppentaktisch weiter entwickeln, damit sie bald den Sprung ins HLA-Team schaffen und die dort entstehenden Lücken schließen können.
Im Hinblick auf die HLA weiß jeder, was unsere Ziele sind und die müssen und wollen wir auch klar und deutlich formulieren: Wir wollen Meister werden und den Cuptitel verteidigen. Das heißt nicht, dass wir so vermessen sind und fix davon ausgehen, diese Titel zu holen. Wir wissen, wie schwer und weit dieser Weg ist und uns ist auch bewusst, dass die Konkurrenz, insbesondere aus Bregenz und Hard, enorm stark ist. Aber es wäre falsch und unglaubwürdig, andere Ziele als Meistertitel und Cupsieg auszugeben, zumal wir alle davon überzeugt sind, diese Ziele auch erreichen zu können.“
FIVERS-HLA-Magazin: Danke fürs Gespräch, Thomas!
Thomas Menzl: „Danke auch – und hoffentlich bis bald in der Hollgasse.“
HBA: 1. Runde – Unteres Play Off:
Sa, 6.2.16, 19.30 Uhr: HBA FIVERS WAT MARGARETEN vs. medalp Handball Tirol
HLA: 1. Runde – Oberes Play Off:
Sa, 13.2.16, 19.30 Uhr: FIVERS WAT MARGARETEN vs. Union Juri Leoben
FOTOS: FIVERS HANDBALL/Lechner & Jonas (Portraitfoto), Agentur DIENER