Knapp eine Woche vor dem Start in die neue Saison sprechen die FIVERS Headcoaches Peter Eckl und Sandra Zapletal gemeinsam mit FIVERS-Manager Thomas Menzl Klartext: Beginnend mit einer Rückschau auf das letzte Jahr, die aktuelle Vorbereitung bis hin zu den Saisonzielen und einer generellen Einschätzung zur Situation in Österreichs Handball.
MIT FIVERS-KLARTEXT liefert der Margaretner Tradionsverein ein neues Kommunikationsformat. In unregelmäßigen Abständen werden Handball-Profis, Nachwuchs-Spieler, Handball-Interessierte & Begeisterte zu aktuellen Themen des österreichischen Handballsports befragt. Den Anfang macht dabei das FIVERS-Trio mit einem Ausblick auf die neue Saison.
Sie lieben das Leben und sie leben dabei Handball: Die Rede ist vom FIVERS-Trio Peter Eckl, Sandra Zapletal und Thomas Menzl. In ganz Handball-Österreich gibt es wahrscheinlich kein anderes Führungs-Team, welches so lange und dabei auch erfolgreich zusammenarbeitet. Unglaublich, aber wahr: Seit den späten 90er Jahren und damit fast drei Jahrzehnte agiert das Trio für die FIVERS. Die Hot Spots der letzten Jahre zusammengefasst:
- Die an nationalen Meistertiteln ab der U14 bemessene Nachwuchsarbeit sorgte im Jahr 2017 zum insgesamt 14. Mal hintereinander (!) für den HLA-Nachwuchspreis.
- Mit einer Youngster-Truppe aus dem Eigenbau geht man heuer zum 5. Mal hintereinander in die Bundesliga – die zweithöchste nationale Spielklasse – eine Bestätigung des Nachwuchsmodells der FIVERS.
- Acht nationale Titel (ohne Supercup) seit dem Jahr 2009, davon zwei Meistertitel 2011 und 2016 zeigen vor allem eines: Dass sich in Österreichs Leistungssport Konsequenz, Einsatz und das Bemühen um die eigene, selbstgesteuerte Zukunft bezahlt machen, auch wenn der sprichwörtliche „Rubel“ nicht rollt.
FIVERS-KLARTEXT: Beginnen wir mit der aktuellen Vereins-Vergangenheit. Wie sind die Leistungen des vergangenen Jahres zu sehen?
Peter Eckl: Naja, wenn man die Saison betrachtet muss man ja eigentlich vor der Saison beginnen. Vor einem Jahr war aufgrund der namhaften Abgänge der Ausblick vor allem eines: Unsicher. Dann haben wir bereits im Supercup gegen Bregenz mit einem Rumpfteam ganz ordentlich mitgespielt, im Grunddurchgang nach Anfangsproblemen uns ganz weit oben in der Tabelle etabliert und damit schon den Blick auf mögliche Titel geworfen. Die Krönung war natürlich der Cup-Titel und die darauffolgende Teilnahme im HLA-Finale. Auch im Rückblick war das für uns eine überraschend starke Saison.
Thomas Menzl: Aus Sicht des HLA-Teams war das „großer Sport“. Vor Saisonbeginn wurden wir aufgrund der prominenten Abgänge von Bilyk, Wagner, Eitutis und Wöss fast bemitleidet. Mit dem Cupsieg und dem Vizemeistertitel haben wir dann die kühnsten Erwartungen der größten Optimisten übertroffen. Respekt von meiner Seite an das Team und vor allem an Peter Eckl und den ganzen Betreuerstab. Mit dem Klassenerhalt in der HBA mit der ersten Frau als Trainerin im österreichischen Herren-Spitzenhandball haben wir unser Ziel erreicht, auch das kann man gar nicht hoch genug einschätzen! Also: Ich bin rundum zufrieden!
Sandra Zapletal: Bei aller Euphorie dürfen wir nicht den Blick auf eines unser Kernziele verlieren. Und das ist schlichtweg der Führungsanspruch in der Nachwuchsarbeit. Im Bereich U20 bis U15 sind wir in Österreich an der Spitze. Bei den jüngeren Altersklassen haben wir teilweise schlechtere Ergebnisse abgeliefert, als erwartet. Aber das stachelt schon jetzt für die nächsten Jahre nur unseren Ehrgeiz an. Am glücklichsten macht mich der Titel im Jahrgang 2000 und damit der letztjährigen U16. Dem sind wir gegen starke Westwiener lange hinterher gelaufen und haben ihn endlich in diesem Mai geholt.
FIVERS-KLARTEXT: Jetzt beginnt die nächste Saison, die Vorbereitung ist fast abgeschlossen und bis zu den ersten Meisterschaftsspielen sind es nur mehr wenige Tage. Was ist aktuell von den FIVERS zu berichten, was ist in der Vorbereitung gut gelaufen, wo sind mögliche Probleme zu erwarten?
Peter Eckl: Natürlich gibt es zwischen jetzt und dem vorigem Jahr Vergleichbares: Wir stehen wieder am Anfang einer ungewissen Saison, haben eine schwierige Vorbereitung gehabt, viele Verletzungen aus der Vorsaison mitgenommen. Wir haben Kristian Pilipovic abgegeben, aber mit Wolfgang Filzwieser einen erfahrenen Torhüter geholt. Ivan Martinovic steigt erst eine Woche vor Meisterschaftsbeginn ins Teamtraining ein. Trotzdem war die Vorbereitung vielversprechend. Ein Highlight war sicher schon ganz am Anfang das Marktplatzturnier in Esslingen gegen starke Teams der deutschen Bundesliga. Während des harten Trainingslagers konnten wir uns mehr als angeschlagen gegen motivierte Ferlacher durchsetzen. Der Sieg gegen den Topgegner Nexe war ein toller Erfolg, auch im Linz-Spiel war alles in Ordnung, genauso wie die Spiele bei den Steirischen Handballtagen, für die man den Veranstaltern nur gratulieren kann. Insgesamt kann ich sagen, dass die Spieler bisher gut mitgezogen sind, vor allem die erfahrenen Spieler haben gezeigt, dass sie nocheinmal alles wollen.
Thomas Menzl: Alle waren mit Feuereifer bei der Sache. Aus meiner Sicht kann das wieder eine tolle Saison werden! Am Transfermarkt waren wir für unsere Begriffe heuer richtig spektakulär, haben mit Wolfgang Filzwieser unseren Wunschnachfolger für Kristian Pilipovic geholt. Er wird uns gemeinsam mit Boris Tanic im Tor viel Freude machen! Wermutstropfen sind derzeit die vielen verletzten Spieler. Vor allem die Kreisposition ist derzeit durch die Rekonvaleszenz von Vincent Schweiger und die überraschenden Ausfälle von Nikola Aljetic und Valentin Buchner unsere Achillesferse.
Peter Eckl: Gleichzeitig kommen wie jedes Jahr junge Spieler nach oben, die gemeinsam mit den erfahrenen Spielern ein sehr gutes Gespann bilden. Die Jungen können nur profitieren von den Alten und die Alten sind topmotiviert, um gemeinsam mit den Jungen noch etwas zu erreichen. Die Bestätigung der Erfolge der letzten Saison ist aber natürlich schwierig. Bei optimaler Ausnutzung der Ressourcen und der Leistungsfähigkeit der Spieler wird ein Titel möglich sein, wie immer sind wir da aber eher die Gejagten. Im Supercup gegen schon im Qualifikationsmodus für die Championsleague auftretende Harder hat man gesehen, dass wir noch einiges arbeiten müssen. Das war aber voriges Jahr gegen Bregenz auch nicht viel anders. Insgesamt sehe ich keine Probleme: Es gibt nur Lösungen, das haben wir ja auch in den letzten Wochen gezeigt.
Sandra Zapletal: Im tatsächlichen Jugendbereich haben wir ja noch ein paar Wochen bis es richtig losgeht, aber das Trainingslager mit allen Teams unter Mitwirkung der HLA-Spieler war schon ein guter Einstieg und hat gezeigt, wie alle bereit sind, auch wirklich hart an der Weiterentwicklung zu arbeiten. Wir haben im Bereich der Trainer ein wenig umgestellt, Christoph Gamper wird nicht mehr mit dem Jahrgang 2000/2001 arbeiten. Er beginnt wieder mit jüngeren Generationen der Jahrgänge 2003 bis 2005; also den 12- bis 14-jährigen. Die Bundesliga ist wieder jünger geworden: Spieler wie Markus Bezucha und Felix Friedel, die von Anfang an beim Projekt HBA dabei waren, spielen nicht mehr. Das bedeutet auf den ersten Blick, dass wir noch unerfahrener geworden sind. Dafür ist es für einen großen Teil der Mannschaft jetzt das zweite Jahr in der HBA und wir werden sehen wie sich das auf ihr Leistungsvermögen auswirkt. Ganz ehrlich: Da bin ich sowohl gespannt, als auch optimistisch. Da sind einige ganz starke Handballer für die nächsten Jahre dabei.
FIVERS-KLARTEXT: Wie schätzt ihr die Situation der anderen Teams in der Liga ein? Wer wird vorne mitspielen?
Sandra Zapletal: Bei der Bundesliga denke ich, dass die Liga stärker geworden ist. Korneuburg scheint ein sehr starker Aufsteiger zu sein – zumindest was die Ergebnisse in der Vorbereitung anbelangt. Es gibt vielleicht nicht wie im letzten Jahr so eine dominante Mannschaft wie die HSG Graz, dafür mehrere Teams, die auf einem ähnlich hohen Niveau spielen können. Ich rechne mit Leoben, Bärnbach, Hollabrunn, Handball Tirol und Kärnten im OPO. Wobei Tirol heuer mit einem deutlich verjüngten Team antritt. Vielleicht schafft aber auch Korneuburg als Aufsteiger die Sensation und kann sich gleich im ersten Jahr oben etablieren.
Peter Eckl: Wie jedes Jahr sind die Harder Titelaspirant Nummer 1. Man muss aber auch dazu sagen, dass sich die Schwazer wieder verstärkt haben und die sind letztes Jahr unter ihren Möglichkeiten geblieben. Bei den anderen wird man die Entwicklung erst sehen, da ist eine Prognose schwierig. Bregenz wird vermutlich stärker als letztes Jahr sein, wo sie ja eher enttäuscht haben. Bruck ist mit einer jungen, wilden Truppe unterwegs, bei der man erst sukzessive sehen wird, wie sich die durchsetzen können. Der Aufsteiger Graz ist sicher sehr stark, Linz schätze ich ähnlich ein wie letztes Jahr. Krems und Westwien würde ich auf Augenhöhe sehen. Die Kremser haben sich verstärkt, werden aber aufgrund der stattgefundenen Verjüngungskur Zeit brauchen. Da wird man sehen wie „unser“ Ibish Thaqi das bewerkstelligen kann. Genauso schätze ich Westwien stärker als letztes Jahr ein. Insgesamt sehe ich Hard und Schwaz ganz vorne, Bregenz als große Unbekannte, Graz, Krems und Westwien auf einer Stufe in der wir hoffentlich auch mitspielen. Ferlach ist durch den Abgang von Arnaudovski geschwächt, sehe ich auf einem Level mit Bruck und Linz.
Thomas Menzl: Die Tendenz in der spusu HLA geht aus meiner Sicht leider wieder hin zu einer größeren Anzahl an Legionären. Gleich sechs von zehn Teams werden heuer mit vier Ausländern spielen und deshalb die Legionärspönale der HLA abliefern müssen. Das ist zwar gut fürs HLA-Budget, freut aber österreichische Spieler und den Teamchef wahrscheinlich weniger! Die Favoriten: Hard, Bregenz, Schwaz und vielleicht gehören wir auch dazu!
FIVERS-KLARTEXT: Trotz des Abgangs zahlreicher Leistungsträger konnten die FIVERS im letzten Jahr sowohl den Cup-Sieg, als auch die Finalteilnahme erreichen. Trotz einer umfassenden Verjüngung in der Bundesliga konnte die Liga gehalten werden. Was sind nun die Ziele für das heurige Jahr, worauf sollen sich die FIVERS-Fans einstellen?
Thomas Menzl: Wenn wir in einem Jahr über ähnliche Erfolge refektieren könnten wie nach der letzten Saison, wäre ich mehr als glücklich! Und ich denke, die FIVERS-Fans ebenso!
Peter Eckl: Ganz vorne steht aus meiner Sicht die Entwicklung der Spieler und des Vereins. Dazu zählt natürlich auch, dass die Bundesliga diese Entwicklungs-Plattform für junge Spieler im Männerhandball bietet. Und auch in den beiden U20-Teams kämpfen die Spieler darum, nach vorne zu kommen. Die HLA ist wie jedes Jahr dazu da, Titel zu holen, auch wenn das jedes Jahr schwer ist und unsere Gegner sich eher aus dem Umfeld Verstärkung holen und wir versuchen, aus dem eigenen Nachwuchs noch stärker zu werden. Dass dieser Weg nicht der Leichte ist, ist klar. Dass er aber möglich ist, versuchen wir zu beweisen. Was uns in der Vergangenheit ja ganz gut gelungen ist. Wie wir aber jetzt schon im Supercup-Finale gesehen haben, werden wir weiter sehr hart arbeiten müssen, um ambitionierte Ziele erreichen zu können.
Sandra Zapletal: In der Bundesliga wollen wir heuer einen noch schnelleren Handball zeigen und natürlich zum fünften Mal hintereinander den Beweis antreten, wie viele Talente hier in den nächsten Jahren für die HLA heranwachsen.
FIVERS-KLARTEXT: Was wünscht ihr dem österreichischen Handball von ganzem Herzen?
Peter Eckl: Der österreichische Handball ist auf einem guten Weg, er steigert sich sukzessive. Und da geht es nicht nur um die sportlichen Leistungen, sondern um das Ganze: Die Liga entwickelt sich, man hat einen neuen Vorstand und es sieht so aus, als ob das alles immer professioneller wird. Ich hoffe, dass da auch die Schiedsrichter mithalten können und wir gemeinsam den Handball in Österreich nach vorne bringen. Das muss das Anliegen all jener sein, die diesen Sport lieben. Also: Mehr Fans, mehr Publicity, mehr Aufmerksamkeit, professionelle Strukturen für Spieler, Trainer, Schiedsrichter. In Summe dann einen erfolgreichen Sport, der sich aus meiner Sicht zurecht mitten in Österreichs Sportszene etablieren soll. Das Nationalteam hat sich jetzt wieder für ein Großereignis qualifiziert, was uns allen gut tut. Das ist die beste Voraussetzung dafür, noch besser wahrgenommen zu werden. Es wäre natürlich toll, wenn das Team vorne mitmischen könnte.
Thomas Menzl: Ganz ehrlich: Ivan Martinovic gemeinsam mit Nikola Bilyk und anderen FIVERS-Spielern im rotweißroten Dress!
Sandra Zapletal: Genau das wünsche ich mir auch und da schicke ich ein optimistisch lachendes Smiley hinterher: Dass Ivan Martinovic doch noch Österreicher wird …
FIVERS-KLARTEXT: OK – und was wünscht ihr euch selbst?
Peter Eckl: Ich wünsch mir Gesundheit für meine Liebsten. Und natürlich eine tolle, spannende – ok, vielleicht nicht in jedem Moment allzu spannende – aber in jedem Fall lehrreiche und entwicklungsreiche Saison für die FIVERS.
Thomas Menzl: Gesundheit für alle Spieler, Trainer, Betreuer. Und einen Hauptsponsor für die FIVERS!
Sandra Zapletal: Dass wir insgesamt von groben Verletzungen verschont bleiben und dass wir noch mehr Förderer für diese geile Sportart und unsere Philosophie im Club begeistern können.
VORSCHAU FIVERS-KLARTEXT No.2: Wie „echte Handballer“ ihren Sport sehen, was sie ihrer Meinung nach von anderen Sportlern und Sportarten unterscheidet und was sie sich (insgeheim?) wünschen.
Erscheinungstermin: Demnächst.